Geburtstagsständchen und Pegidistan

Vor einer knappen Woche hab ich beim Geburtstag von Piradio ein paar Lieder gespielt. Zwei unveröffentlichtlichte Lieder („Sollbruchstellen“, „Das Land, daß es nicht mehr gibt“) sowie eine Textimpro auf Entscheidungen.

Wo ich mit dem Land, daß es mich mehr gibt, so tief im Osten angekommen bin, fällt mir ein, daß diese Pegida-Scheiße demnächst auch Geburtstag hat. Wäre schön, wenn man wenigstens das etwas versauen könnte. Bei Indymedia Linksunten, hab ich dazu einen schönen Text gefunden.

[…] Dann komm nach Sachsen! Hier gibt es noch waschechte Deutsche – Nazis würde man sie woanders nennen – die sich ohne lange Diskussion als das outen, was sie sind: knallharte Rassist_innen. Während anderenorts noch darüber diskutiert wird ob nun VeKü, VoKü, KüfA oder EfA die politisch korrekte Abkürzung für solidarisches Kochen ist, erwarten dich in Sachsen Nebenwidersprüche ganz besonderer Art: sind es noch besorgte Bürger, deutsche Patrioten oder schon knallharte Nazihools den du gegenüber stehen wirst? Eigentlich auch egal, denn schließlich geht es darum den Gegner zu treffen und Handgemenge lohnt die Differenzierung nicht.[…]


Wenn alles klappt, kommt vom Nellski, Robert und mir die Tage auch noch mal ein vergifteter Geburtagsgruß an die rassistischen Arschlöcher. Das Lied hab ich vor einem knappen Jahr ziemlich schnell geschrieben und in der Hoffnung, dass es sich schnell überleben würde hastig aufgenommen. Leider hat sich das nicht bestätigt, weshalb es das am Wochenende noch mal in besserer Tonqualität, mit Beats und Filmchen geben wird.

Apropos Dresden. Da kann man ja schon depressiv werden. Gegenaktivitäten und Musik helfen manchmal darüber hinweg. Ich selber spiele jedenfalls am 6. 11. in der Chemiefabrik, was mich aus mehreren Gründen freut: Zum einen weil ich mit den sehr geschätzten KollegInnen vom „OPTION WEG“ die Bühne teilen werde und gleichzeitig recht neugierig auf „LES PÜNKS“ bin.
Andererseits freue ich mich auf die Chemo, die ich schon lange nicht mehr von innen gesehen habe., obwohl ich sie schon seit ihren Anfängen kenne und eines meiner allerersten Solokonzerte nach der Auflösung von KÖTERKACKE dort gespielt habe.

Am 19. Dezember bin ich dann noch mal im schönen Elbflorenz (bzw Pegidistan – je nach Sichtweise). Da spielen wir mit Berlinska Droha im AZ CONNI, was auch ein Laden ist, den ich sehr schätze und von dem wichtige Impulse für die dresdner linke Bewegung ausgehen. Schade finde ich allerdings, dass ich das Konzert wahrscheinlich nicht mit YOK spielen könnte, selbst wenn er Zeit hätte:

Es ist im letzten viertel Jahrhundert nicht allzu oft passiert, dass mich Menschen wegen Zeilen aus dem Lied TU WAS kritisiert haben. Ist ja auch lange her, ich spiele und veröffentliche ihn auch seit fast 25 Jahren nicht mehr und das ist bekannt. Mir ist bewußt, wie der Song und speziell die Palästinastrophe aus heutiger Sicht gelesen werden kann. Deshalb habe ich schon vor langer Zeit Abstand von diesem Song genommen. Wenn Kritik kam, dann meist in anonymisierter Form im Internet. Mit mir persönlich wollte sich in dieser Zeit eigentlich niemand wirklich auseinandersetzen, jedenfalls niemand, den/die ich nicht auch irgendwie kannte. So war es denn auch vor etwa 2 Jahren als ich eine Lesung im AZ Conni in Dresden machen wollte. Im Vorfeld gab es offenbar Stimmen, die nicht wollten, dass ich dort lese wegen meinen (ihrer Meinung nach) antisemitischen Zeilen aus dem Jahr 1989. Das wiederholte sich dann noch einmal vor meinem letzten Konzert im AZ Conni, welches ich im November 2013 spielte. Es wurde gefordert, dass ich da nicht auftreten soll, aber offenbar hatte(n) die Leute(?)/der eine Mensch keinerlei Lobby und ich habe also ein fettes ausverkauftes Konzert gespielt, bei dem ich auch meinen Unmut darüber zum Ausdruck brachte, dass ich es zum Kotzen finde, dass Leute ihre Kritik an so einem Punkt nicht offen zum Ausdruck bringen. Das war dann offenbar Aufforderung genug, dass ich etwa 10 Tage später eine Mail bekam von genau dem Menschen, der meine Palästinastrophe als antisemitisch einstuft und deshalb nicht möchte, dass ich dort auftrete. Ich habe demjenigen 2x ausführlich geantwortet und meine Position dargelegt. Dann fing das Plenum an, sich dafür zu interessieren. Das vorläufige Ende der Geschichte ist, dass ich im AZ CONNI faktisch nicht mehr auftreten kann/soll. Wer nachlesen möchte, wie das genau zustande kam, bzw. wie mein Standing zu dem ganzen Thema ist, geht hier auf meiner Seite auf „Liedtexte“ und klickt dann TU WAS 2015 an oder klickt direkt hier:


Etwas mehr linker Pluralismus täte gut – grade wenns am Horizont nicht eben heller wird.