Das Wočiń woči rückt näher. Ich freu mich drauf. Auf Pisse und die anderen Bands und vor allem darauf, den Faschos wenigstens kulturell etwas entgegen setzen zu können. Zwischenzeitlich hat die Sache auch etwas Presseöffentlichkeit bekommen. z.B. in einer Reportage in der Jungle World.
Vielleicht geht in dieser Stadt aber auch mehr als nur kulturelle Gegnerschaft. Wers schafft, sollte auf jeden Fall schon einen Tag früher nach Budyšin fahren und demonstrieren. Die Linksjugend schreibt auf Facebook:
Es ist nun schon so weit, dass Rechtspopulist_innen und Nationalist_innen in Bautzen sich bewaffnen. Zu all dem kommt dazu, dass die sächsische Polizei den abgefeuerten Schuss anfangs noch versucht zu vertuschen. Es wird an der Zeit den Nazis und der Polizei zu zeigen was wir davon halten! Die Verhältnisse werden immer schlimmer und wenn nicht etwas dagegen getan wird, trifft der nächste Schuss womöglich noch einen Menschen.
Treff ist 18:30 Uhr am Bahnhof in Bautzen
Start: 19 Uhr
Wir freuen uns auf euch!
Über all das hat sich übrigens auch Jürgen aus dem Kopfstand Gedanken gemacht. Wenn man das so nennen will. Jürgen war nämlich unglaublich bekifft und da gehen die Gedanken ja manchmal seltsame Wege:
Jürgen saß auf Martinas Couch. Vor ihm der Eimer. Nach dem dritten Köpfchen saß er nicht mehr – er lag. Neben ihm lag dieser Brief von Anja. Neugierig versuchte er die in verschliffener Schreibschrift geschriebenen Zeilen zu lesen. Dann nahm er Zettel und Stift und begann seinerseits zu schreiben:
„Liebe Anja,
Es ist lange her und hat vielleicht für die heutige Zeit keine Bedeutung. Oder doch? Drehen wir einfach einmal nur des Vergnügens halber die Uhr ein wenig zurück ins Jahr 11hundertnochwas und beamen uns auf die Insel Rügen.
Umringt von dänischen Kriegern verteidigen einige slawische Kämpfer verzweifelt ihre Burg auf Kap Arkona. In ihrer Mitte kämpft Svantevit, der weiße Gott, auf seinem weißen Pferd. Svantevit würde gerne ein paar Blitze niederfahren lassen. Leider ist die ganze Pyrotechnik durchnässt. Auch ansonsten ist da kein Mittel mehr in seinem göttlichen Arsenal, mit dem er gegen diesen blöden Bischof anstinken könnte. Als die Dänen schließlich den Burgwall überwinden, galoppiert Svantevit geradewegs auf den schönen Kreidefelsen – weiß wie sein Schimmel – zu. Jetzt könnte die Geschichte zuende sein – roter Fleck auf weißer Kreide und Schluss – wenn nicht Svantevits Schimmel Schwanenflügel bekomen hätte und mit wütenden Trompetentönen davongeflogen wäre. Angesichts dieser unerhörten Geschehnisse wurden übrigens die Kampfhandlungen vorübergehend eingestellt. Slawen wie Dänen sahen mit offenem Munde dem davonfliegenden Schanenpferd zu. Als dieses nur noch als kleiner Punkt am Horizont zu sehen war, nutzten die Dänen die Gunst der Stunde, erschlugen die Slawen und warfen ihre Leichname die Klippen hinunter und den Möwen zum Fraß vor. Auf der blutgetränkten Tempelerde verbrannten sie sogleich das Standbild Svantevits und stellten überall Kreuze auf. Das hatten sie nun davon, diese Heiden!
Svantevit aber flog und flog. Nach einem Zwischenstopp auf Hiddensee, wo er den allzu schweren Schatz vergrub, flog er nach Süden, flog über die Sumpfländer, die einmal Berlin werden sollten, flog und flog und flog bis zu den Bergen. Dort landete er. Auf dem Dromberg bei Budyšin, wo ihn sieben sorbische Könige erwarteten. Die saßen schon 200 Jahre im Berginneren und sollten die Lausitz zu befreien. Was aber Befreiung nun eigentlich sein sollte, wer von was und wie befreit oder von wem und überhaupt war – davon hatten sie keinen blassen Schimmer. Vor allem aber wußten sie nicht, wer den Startschuss geben und das Kommando führen würde. Endlose Treffen hatten sie schon damit verbracht und waren zu keinem Ergebnis gekommen, weshalb sie sich die Zeit mit Würfelspielen, Wein und Gesang vertrieben. War das zu langweilig, wurde es Zeit für eine Inventur ihrer Schätze. Als die 7 sorbischen Könige nach dem Zählen der byzantinischen Silber und Goldmünzen gerade festgestellt hatten, daß auch ihre sieben diamantenbesetzten Kronen noch an Ort und Stelle waren klopfte es am geheimen Eingang des Drombergs. Draußen stand Svantevit auf seinem weißen Pferd. DER MESSIAS! Dachten die sieben sorbischen Könige. Svantevit bemerkte die erwarungsvollen Blicke. „Keine Ahnung was ihr von mir wollt“, sagte er. „Ich weiß was ich will: Schnaps!“ Und die sieben sorbischen Könige holten Gläser und Schnaps und sie tranken und tranken und trinken noch heute. Dabei singen sie sehnsuchtsvolle sorbische Lieder. Hält man das Ohr an den Dromberg, kann man sie manchmal hören:
Gestern aber hatte ich eine Vision: Ich sah sieben sorbische Könige in ihren glitzernden Gewändern und mit blitzenden Schwertern nach Budyšin reiten. Da war grade gemeinsames Halali von StreamBZ, dem nationalen Widerstand, der „Rechten“, dem „dritten Weg“ und nicht zu vergessen einer schwer zu überschauenden Anzahl „besorgter Bürger“. Gleich sollte die Flüchtlingsjagt losgehen und die eventorientierten Einheimischen zogen sich grade ihre Quatzhandschuhe an, die anwesende Polizei sprühte mit Pfefferspray auf Flüchtlinge und Zivilgesellschaft und beschlagnahmte gefährliche Waffen wie die Krücken eines gehbehinderten algerischen Jungen. Da sprengten Svantevit und die sieben sorbischen Könige auf den Platz. Die besorgten Bürgernazis stoben auseinander und flüchteten sich dorthin, wo es ähnlich riecht wie in ihren Reden und Facebookeinträgen: in die Kanalisation…“
Jürgen hielt inne. Hatte er vielleicht doch zuviel gekifft? Egal. Er steckte den Brief in einen Umschlag, ging nach draußen und schickte ihn ab.
Apropos Kopfstand: Den exportieren wir am 18. 11. zum ersten mal in voller Besetzung und zwar in die niederlausitzer Metropole Cottbus/Chóśebuz. (Ursprünglich sollte es im Muggefug stattfinden. Aber es ist VERLEGT IN DIE ZELLE)
Große Scheiße, dass just an diesem Tag die schon wieder die scheiß Nazis in Bautzen aufmarschieren wollen. Es nervt! Was soll man da machen?
ERSTMAL PISSE HÖREN!
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