(eine Beschwörung)
Einst stark und unbesiegbar fast
mit Bebel, August; Most, Johann
in den roten Turm gekerkert und dann
trotz Knast in den Reichstag hineingewählt
und dort tapfer die Reaktion gequält
immer stärker trotz Sozialistengesetzen
trotz Bürgerpresse und alldeutschem Hetzen
1918 lag´s dann klar auf der Hand
SACHSEN WIRD EIN SOZIALISTISCHES LAND
Dann hat die jedoch das Blatt gewendet
und Freikorps haben mordend die Hoffnung beendet
trotz allem – sie hatten´s ja fast geschafft
das Rote Sachsen strotzte voll Kraft
das Rote Freital strahlt weit
auch die 20er Jahre eine rote Zeit
dann röchelnd, blutrot, angeschlagen
in Lagern gemeuchelt, auf der Straße nichts sagen
sie hatten es nicht mehr ändern gekonnt
nicht die Rote und nicht die Eiserne Front
zum Schweigen verdammt, in Lagern und Knast
erstickte das Rote Sachsen – fast!
Doch der Faschismus wurde vernichtet
Das rote Sachsen von den Sowjets aufgerichtet
mit neuer Kraft und hinter wehenden Fahnen
konnte man trotz Stalinismus manchmal Vorzüge ahnen
Es regierte selbst im Berlin, dem Fernen
hatte Macht und Geltung und griff nach den Sternen…
…und dann? Am Ende von allem?
Ist das Rote Sachsen in einen Graben gefallen
in den Abgrund zwischen Anspruch und Realität
da liegt es nun unten von der Geschichte verweht
Ach Rotes Sachsen! Lebst du noch?
Komm heraus aus deinem Moderloch!
Ach Rotes Sachsen! Sie dich doch mal um!
(und die Ermordeten und Erschossenen rotieren in ihren Gräbern herum)
Ach Rotes Sachsen, wo sind deine Träume?
wo redet man auf sächsisch von der Revolution?
und ich mein nicht den „Aufstand gegen die Migration“
wo der deutsche Held sich in Volksgemeinschaft
nur mit dem Ausschluss der Andern ein trautes Heim schafft
mit Schwibbogen und Räuchern zur Weihnachtszeit
und im Keller da steht schon der Löschkalk bereit
für die Utopisten und Pessimisten
für die Vielen auf ihren Löschkalklisten
geschaffen grausam und wohltemperiert
für das brandige Fleisch, das nicht kooperiert
nicht zu behandeln mit Lavendelblüten
das man ausbrennen müsse mit teutonischem Wüten
voll Schreck sitz ich da, trinke sächsisches Bier
ach Rotes Sachsen, was ist denn mit dir?
Ach Rotes Sachsen, wo bist du denn jetzt?
Bist du nicht auch ein bisschen entsetzt?
Ach Rotes Sachsen, komm aus deinem Loch!
Dass wir Hilfe brauchen, das siehst du doch!
Ach Rotes Sachsen, komm wir geben nicht auf!
wir nehmen den Roten Faden wieder auf
weben einen schwarzen Faden hinein
und schenken uns noch ein Bier auf die Zukunft ein!
Aus dem Kopfstand Nr. 40 von 2020. Danach noch 2x live aufgeführt mit Kiki von der AttitüdenPlattitüden – Showband. Vielleicht spielen wir diese Beschwörung dann ein bisschen öfter. Vielleicht nehmen wir sie auch mal auf. Dann wird das wieder! Hoffentlich.
