Ich hoffe, Ihr seid gut reingekommen. Ich bin´s einigermassen. Ich versuche mich aber noch zurechtzufinden in diesem 2025. Aber wird schon!
Es war in den letzten Jahren ja ein bisschen zu oft so, dass man dachte: Kann ja nur besser werden! Gerade beim Blick auf´s große Ganze wäre das zu hoffen, ist allerdings nicht zu erwarten. Ich will das auch gar nicht auswalzen. Drei Wörter reichen völlig aus: Trump, Musk und Weidel! Schöne Aussichen! Hilfe!
Wenn ich nicht in Depression verfallen will, muss ich mich also an den kleinen Dingen festhalten. Und das ist manchmal leichter als erwartet: Am Tag nach Silvester hab ich mir den Nachmittag mit etwas Strassen-, bzw. Spreetunnelmusik vertrieben. Ich spiele da gerne. Der Sound ist so toll und eigen, dass es Spass macht, da stundenlang sphärisch vor sich hin zu improvisieren, was wiederum eine wundervolle Brücke zwischen Üben und auf Bühnen spielen ist. Die Münzen kann ich auch gebrauchen. Und dann passieren manchmal so Sachen: Leute fangen an Walzer zu dem ¾ – Takt zu tanzen, drehen Musikvideos mit mir oder ein wunderbarer Akkordeonist kommt vorbei und wir beschliessen zu jammen. Was so passiert (oder auch nicht).
Diesmal kam ein Zeichner. Rolf Schröter (so heißt er) hatte einen Klappstuhl dabei und setzte sich mir gegenüber. Peinlicherweise dachte ich kurz, das ist ein Musiker, der jetzt ohne Absprache auch spielen will, aber wer hat je einen Musiker mit Zeichenstift gesehen? Den benutzte er dann auch zum – wer hätte das gedacht! – zum Zeichnen:
An der Rückwand des Tunnelmauls im Müggelpark am Ausfluss der Spree aus dem Müggelsee steht “SPREETUNNEL | ERBAUT UND VERSENKT 1926”. Aus der rechteckigen Betontröhre unter der Spree klingt Musik die Treppe herauf.
Ich gehe runter und hocke mich dem Geiger gegenüber. Der befürchtet zuerst, ich wolle auch Musik machen (das wäre in der Tat noch furchtbarer als er sich vermutlich vorgestellt hat). Zeichnen darf ich ihn gerne. Er improvisiert expressiv vor sich hin, die Musik hallt von den grün gefliesten Wänden, genau wie die Schritte von Neujahrsspaziergängern, das Klimpern von Spendenmünzen und die Knalle verspätet gezündeter Knaller, zu denen der Geiger wiederum agitierter improvisiert.
Das Graffiti hinter seinen Füßen – “VIEL KRAFT PAUL!” – hat übrigens nichts mit ihm, Paul Geigerzähler, zu tun, meint Paul, da werde wohl einem anderen Paul Mut gemacht.
Apropos “Viel Kraft Paul“: Vielleicht ist es ja doch für mich! Auch wenn die Unioner, die das gesprüht haben es gar nicht wussten, so wie ich nichts über diesen anderen Paul weiß. Und wenn das so ist, meint es ganz bestimmt die Kraft, sich von den manchmal erdrückenden großen Dingen nicht erdrücken zu lassen. Die brauche ich dringend. Und ich bin vermutlich nicht allein.
“…Die Zukunft die Hoffnung
ach was weiß ich
die Hoffnung, die Zukunft
ich frage mich
wie soll die Gesellschaft meiner Träume sein
da ist doch noch ein Funke, ich lade Euch ein
die Hoffnungslosigkeit zu überwinden
und gemeinsam neue Wege zu finden
Wenn nicht gleich heute, wann sonst wär´ es Zeit?
für Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit!
In diesem Sinne: Frohes Neues!
PS.: Und um die grosse Welt wenigstens ein ganz kleines bisschen besser zu machen, spiele ich am 18. 01. mit “Circolo Vizioso” im Fischladen (Rigaer 83) Soli für den Kältebus. Letzterer ist zwar nur eine Abmilderung menschen-, bzw kapitalismusgemachten Elends aber hoffentlich trotz verdammter Unterfinanzierung eine Hilfe. Wirklich helfen würden Wohnungen für die Leute. Die sind auch da! Wir müssten sie uns nur nehmen!
PPS.: Wenn Euch das mit der Weltverbesserung durch Pogotanzen und Saufen zu langsam geht, könnt ihr vorher schon zum “Agrarwende von unten” bzw basisgewerkschaftlichen Block auf der “Wir haben es satt” – Demo gehen. Um 12 am Bundeskanzleramt.