Der Graben (live w Lipsku)…

…und ein antimilitaristischer Streifzug.

Letztens habe ich sehr viel Zeit damit verbracht habe, gegen den Veteranentag der Bundeswehr anzuspielen. Quasi neben dem Bundestag habe immer mal wieder 1 – 2 Liedchen gespielt, zwischen hörens- und bedenkenswerten Reden und Kolleg:innen mit Musikbeiträgen. Beim Üben vorher ist mir bewusst geworden, dass ich eine ganze Menge passendes Repertoir für so ein Ereignis habe. Zum Beispiel Propaganda auf “Deutscher Wald für deutsche Rehe“. Auf “Kaputt“, das nach dem Angriff auf die Ukraine erschienen ist, gibt es gleich mehrere passende Lieder: 100000 Tote später, Es gibt keine Guten und Wirklichkeit. Darüber hinaus hab ich mit Ben Galo zusammen zwei Texte von Erich Mühsam neu vertont: Kriegslenz und Kriegslied.

Was ich schon sehr lange singe (erst A Capella als Zugabe, dann mit irgendwann mit Geige) ist der Graben von Kurt Tucholsky (Melodie von Eisler, Begleitung selbst gebastelt). Das Lied ist 99 Jahre alt und leider so aktuell wie lange nicht mehr! Kein schöner Zustand aber ein guter Grund es wieder öfter zu spielen. Was ich am 21. 6. in Leipzig tat, wo ich auf der (rand)sorbischen Bühne gespielt habe. Dankenswerterweise hat Knytl das Ganze mitgeschitten:

Der Graben

(Kurt Tucholsky 1926)

Mutter, wozu hast du deinen aufgezogen?
Hast dich zwanzig Jahr mit ihm gequält?
Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen,
und du hast ihm leise was erzählt?
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Mutter, für den Graben.

Junge, kannst du noch an Vater denken?
Vater nahm dich oft auf seinen Arm.
Und er wollt dir einen Groschen schenken,
und er spielte mit dir Räuber und Gendarm.
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Junge, für den Graben.

Drüben die französischen Genossen
lagen dicht bei Englands Arbeitsmann.
Alle haben sie ihr Blut vergossen,
und zerschossen ruht heut Mann bei Mann.
Alte Leute, Männer, mancher Knabe
in dem einen großen Massengrabe.

Seid nicht stolz auf Orden und Geklunker!
Seid nicht stolz auf Narben und die Zeit!
In die Gräben schickten euch die Junker,
Staatswahn und der Fabrikantenneid.
Ihr wart gut genug zum Fraß für Raben,
für das Grab, Kameraden, für den Graben!

Werft die Fahnen fort! Die Militärkapellen
spielen auf zu euerm Todestanz.
Seid ihr hin: ein Kranz von Immortellen –
das ist dann der Dank des Vaterlands.

Denkt an Todesröcheln und Gestöhne.
Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne,
schuften schwer, wie ihr, ums bißchen Leben.
Wollt ihr denen nicht die Hände geben?
Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben
übern Graben, Leute, übern Graben -!

Zu Beginn des Ukrainekrieges hab ich das Lied vor der Russischen Botschaft gespielt. Ein Filmchen mit russischen Untertiteln und ein Begleittext von damals. Ein Weilchen davor in Potsdam bei einer Gedenkkundgebung beim Deserteursdenkmal.

Beide Aufnahmen sind jetzt keine künstlerischen Highlights, fassen aber gerade in ihrer Kombination ganz gut zusammen, was mir wichtig ist: Unterstützt die Deserteure aller Seiten! Wenn es Helden gibt, dann sie. Gemeinsam mit den Saboteurinnen!

Dank auch an Karo und das Museum der Bildenden Künste in Leipzig!

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