Oder: So lange wir suchen
Erdrückend diese Zeiten, erschlagend die gesellschaftlichen Entwicklungen, beängstigend der Abbau der bürgerlichen Freiheiten auf dem Weg in eine – na was eigentlich?
ICE-Liberalismus?
Tech-Diktatur?
Fascho-Libertarismus?
Während wir noch um Worte ringen, nehmen andere unsere Zukunft in ihre Hand. Was können wir tun?
Für das Buch “Zerstörung und Streicheln“ des Kollektivs „1pp1“ habe ich einen Text geschrieben, der ganz gut zur Situation passt und den ich zwei Mal kollaborativ vertont habe – einmal mit Antje Meichsner und einmal mit Johanna Zeul. Die Version mit Johanna Zeul liegt vor.
Hört mal:
Als ich 11 war
hielt ich die Zukunft in meiner Hand
zusammen mit 500000 oder einer Million
hatten wir das Fenster geöffnet
und konnten ihn ganz kurz riechen
den Sozialismus, der des Namens wert ist –
Ich hätte so gerne gekostet!
Das Fenster geschlossen
die Zukunft gaben wir her und bekamen
Gebrauchtwagen und Spülmaschinen
und andere Waren, selbst Ware geworden
wankend zwischen den Scherben der Utopien
wurde ich Einrichtungsgegenstand für die Gegenwart
Mit 47 und voller Ohnmacht
sehe ich andere mit meiner Zukunft in ihren Händen
für das was da kommt, fehlen noch Worte
im Libertarismus, Techfaschismus?
in dem was da kommt
lässt mich die Zukunft alleine zurück
Ist da noch wer?
Tastend durch den unbekannten Raum
mit zerschnittenen Händen
auf der Suche nach Licht
drängend die Frage
ist da ein Fenster?
Wo?
Tastend finde ich andere
auf ihrer Suche
so lange wir suchen –
ist es zu früh
aufzugeben
so lange wir suchen
öffnen wir den Raum!
Johanna Zeul: Aufnahme, Bass, Schlagzeug, Backgroundgesang
Paul Geigerzähler: Geige, Text, Gesang
El Es Dias: Mix
Zur Entstehung des Liedes im Rahmen von “Zerstörung und Streicheln” hier ein paar Worte.
Für die Version mit Antje Meichsner müsst ihr zu unseren gemeinsamen Konzerten kommen. Z. B. am 5. 12. in Dresden (genauere Infos später).

(Bild aus Telegraph #135/136)
