Post-Hoyschrecken – Hoyschreckenpost

Völlig anders dann der nächste Beitrag: Paul Geigerzähler, ein bekennender Berliner Punk, der überhaupt nicht wie ein Punk aussieht und der aus der sorbischen Lausitz stammt, bearbeitete seine Geige mit einer so extremen Geschwindigkeit und Intensität, dass einem als Beobachtender fast schwindlig werden konnte. In seinen Texten ging es oft um gescheiterte Hoffnungen wie beispielsweise zur friedlichen Revolution 1989, als danach nicht ein besseres Land, sondern der Kapitalismus mit allen Negativseiten auch den Osten Deutschlands erreichte. Damit konnte er die Jury voll und ganz überzeugen, die ihm den Jurypreis und eine Hoyschrecke zuerkannte. In der Publikumswertung belegte er den zweiten Platz.

So steht es im Folker. Jut, denke ich, schön wars und jetzt spiele ich nur noch auf so Folk-Sachen. Tschüss Punk – mein Outfit spricht ja auch schon länger dagegen. Wobei sich auch im Punkbereich etwas sehr interessantes tut, aber das ist noch nicht ganz spruchreif. Deshalb weiter mit Hippiekram: Als ich letztens das Festival beschreiben sollte, sagte ich, das gundermännelt sehr. Das aber hat auch bei mir auch eine gewisse Tradition. Gundermann etwa hab ich mit 14 gehört, was ich natürlich undbedingt verleugnen musste, nachdem ich mir mit 15 meiner ersten Iro geschnitten hatte und von den Großen lernte, dass es hochgradig uncool ist, Gundermann zu hören. 10 Jahre später war mir das egal. Besonders gern hörte ich die besonders traurigen Lieder, besonders wenn ich – ja was wohl! – wenn ich traurig war. Bei den Aufnahmen zur “Deutscher Wald für Deutsche Rehe” habe ich sogar ein Cover (das was alle immer Covern) als Soundcheck gespielt. Das Band lief schon mit (ich hoffe, es war ok, das damals auf Soundcloud zu stellen).

Ich freue mich über diesen Preis auch wenn es wahrscheinlich immer noch uncool ist, Gundermann zu hören. Aber meine Ambitionen cool zu sein haben seit dem Schulhof deutlich nachgelassen. Ich weiss ja nicht einmal, wie man das heute sagen würde und wenn ich es sagte, wäre es auch egal, weil das wäre cringe. Cringe ist jedoch auch überhaupt cringe zu sagen. Genug herumgelabert und zurück zu den wichtigen Dingen. Die Hoyschrecke hat viele Vorteile! Zum Beispiel wird sie noch bei mir herumstehen, wenn die Heuschrecken draußen schon längst ausgestorben sind. Dann kann ich mich daran erinnern, wie so ein Tier ausgesehen hat (falls sich noch irgendjemand an irgendetwas erinnern kann). Viel schöner als dieser erbauliche Blick zurück nach vorn ist aber, dass ich jetzt an der Wall of Fame auf hoyschrecke.de stehe und dass die Hoyschrecken-Moderatorin noch mal eine Radiosendung macht. Am 26. Dezember 2025 um 14.00 Uhr geht es beim Sender ALEX Berlin sowie auf https://radio.rockradio.de um Hoyschrecken sowie Krisen und Zukunft des Liedermachertums. Mal schauen, mal hören. Ich wurde auch gefragt.

PS: Falls ihr nach dem Radiohören genug von dem Hippiekram habt, fahrt doch einen Tag später in die Oberlausitz. Genauer in die Barakka im schönen Nuknica. Die Veranstalter:innen schreiben:

Tach ihr da draußen!
Es ist wieder so weit. Das Jahr neigt sich dem Ende und die Menschen entschleunigen sich mit Brati und Glühwein auf irgendeinem Markt. Andere wiederum ziehen es vor sich die zweite Kerze in den vierteiligen Ständer zu kloppen, fröhlich zu zündeln und nebenher kiloweise Kekse zu vernichten. Die Vorweinachtzeit ist angebrochen, juhu!
Auch wir vom Barakka e.V. sind im vorweihnachtlichem Trubel und haben die Vorbereitungen für unser traditionelles Wellnessprogramm für Feiertagsgeschädigte abgeschlossen. Damit laden wir auch dieses Jahr herzlich dazu ein am 27.12. das Jahr mit uns ausklingen zu lassen. Befreit mit uns eure zuckerverklebten Synapsen und tanzt euch den ersten Winterspeck von der Hüfte.

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