Erstmal was Sinnvolles: Das Plakat zur Demo zum Jahrestag der Räumung der Liebig 14. Kommt alle! Die Wut über die Räumung ist noch lange nicht verflogen und wird mit jeder Mieterhöhung aufgefrischt!
Und nun aus aktuellem Anlass ein alter Song einer längst verflossenen Punkband – von mir gecovert und auf die CD „Revolutionsmusik“ gepresst.. Da ich ja jetzt ein „Antideutscher faschistischer Provokateur, der mit der Polizei zusammenarbeitet“ bin, kann ichs mir auch leisten, provokative Songs ins Netz zu stellen.
Das ärgerlichste ist, dass diese widerwärtigen Stalinisten grad so viel Platz in meinem Kopf einnehmen, Platz der dringend für sinnvollere Dinge gebraucht wird, als für ein paar hundert Gegner der Emanzipation. Schön wäre es zum Beispiel einen flammenden musikalischen Aufruf für die Blockaden zu schreiben, die die verdammten Naziaufmärsche in Dresden hoffentlich bald Geschichte werden lassen. Ok: Atze Wellblech hat mit „Heul doch, Nazi“ einen spitzenmässigen Song dafür, aber warum nicht noch einen schreiben? Man könnte sich auch der Alltagsrealität in vielen kleineren Städten widmen, in der es sich die Nazis gemütlich eingerichtet haben und ungestraft Angst und Schrecken verbreiten. Oder man könnte überlegen, wie denn nun ein Ersatzobjekt für die Liebig 14 doch noch erkämpft werden könnte – die York59 hats ja auch geschafft. Man könnte auch einen Mietstreik, den Generalstreik, die Revolution… Man könnte, aber… [KRACH]
Die LL“L“ – Demo (was hat Lenin da eigentlich zu suchen?) hat erwartungsgemäß kleine Kommentarschlachten bei Indymedia bewirkt. jedenfalls bei dem Bericht über die lustigen Vorfälle. Beim Selbstbejubelungsbericht der ARAB wird weniger diskutiert. Interessanter ist es aber bei Indymedia Linksunten. Hier hab ich auch ein Textschnippsel von Rosa Luxemburg digitalisiert wiedergefunden:
“Schon seit vielen Jahren finden am Jahrestag des Heldentodes von Kunicki, Bardowski, Ossowski und Pietrusiński an den Gräbern derer, die für den internationalen Sozialismus gefallen sind, sozial-patriotische Plänkeleien statt, die das Andenken der Gründer der ersten sozialistischen Partei in Polen verletzen.
Wir denken hier an die alljährlichen Festlichkeiten, die besonders im Ausland durch die “Polnische Sozialistische Partei” veranstaltet werden. Ihr Ziel ist es, die Vergangenheit der polnischen Arbeiterbewegung zugunsten des heutigen Nationalismus, der sich unter der Tarnkappe des Sozialismus verbirgt, zu usurpieren. Wir denken an die aufdringlichen Huldigungen jener politischen Richtung, für deren Programm und politische Ethik Leben und Tätigkeit der Gefallenen nur verdammenswert waren. (…) Wir wollen das Andenken der Helden des “Proletariat” weder monopolisieren noch in engem parteilichem Interesse darum kämpfen wie um den Leichnam des Patrokles.
Aber wenn die Ehrung des Andenkens der Gehenkten zu einem gedankenlosen und lauten Sport wird, wenn sie zur gewöhnlichen Reklame erniedrigt wird, zum Aushängeschild einer politischen Gruppe, mehr noch, wenn zu diesem niedrigen Zweck die eigenen Ideen und Taten der “Proletarier”, für die sie in den Tod gegangen sind, vor den Augen des Volkes mißbraucht und mißdeutet werden, dann ist es einfach die Pflicht derer, die dem Geiste ihrer Grundsätze nach die direkten Erben der revolutionären Tradition des “Proletariat” sind, laut zu protestieren. Wir sind keine Freunde jener regelmäßigen alljährlichen Feierlichkeiten zum Andenken revolutionärer Traditionen, die schon durch ihre mechanische Regelmäßigkeit alltäglich werden und, wie alles, was traditionell ist – ziemlich banal.””Rosa Luxemburg, Der Partei »Proletariat« zum Gedächtnis, in: Przeglad Socialdemokratyczny, Nr. 1, Januar / Februar 1903, in: Rosa Luxemburg, Politische Schriften III, Frankfurt am Main 1968. Die genannten vier führenden Mitglieder des »Proletariat« waren 1886 in Warschau hingerichtet worden.
Könntet ihr es besser sagen? Ich nicht! Nun ja, es gibt auch andere, die schon letztes Jahr treffendes über diese Demonstration schrieben. Die Jungle World zum Beispiel. Auch mit einem schönen Zitat – diesmal zur Abwechslung von Karl Liebknecht.
So! Schluss jetzt!
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