dies und das VII

Wieder so viel zu sagen. Ok; Mikrophon anschalten, Regler hochziehen und los!

Zuerst das Vergangene:

Cottbus war so wie ichs erwartet hab – eine Mucke auf einer Ausstellungseröffnung, auf der wir ein Publikum begeistert haben, das eigentlich eher untypisch für uns ist. Sehr erfreulich, wenn das außerhalb des eigenen Dunstkreises so funktioniert.
In der Schweiz hatte ich auch zwei schöne Konzerte. Allerdings war der ganze Trip ziemlich anstrengend und hat mich ein wenig an meine Grenzen gebracht. Zwei Tage Zugfahren für zwei Abende und einen Tag – irgendwie ist das zu krass. Hoffentlich kriegen wir das anders hin, wenn wir (Berlinska Droha) im Sommer nochmal in Sargans spielen.

Genug zurückgeschaut:

Am Freitag den 27. 4. spiele ich 2-3 Lieder auf der Auftaktkundgebung einer Demonstration gegen weitere Gentrifizierung im Prenzlauer Berg. Diese wird zwischen 15:30 und 17:30 vor der Wabe stattfinden. Hier der Aufruf und das Plakat:

Ebenfalls auf Indymedia ist gestern noch ein weiterer interessanter Text zum Thema erschienen, der einen Blick auf die MieterInnenbewegung der letzten 2 Jahre wirft und Gegenveranstaltungen zu Lobbyevents der Immobilienwirtschaft bewirbt. Mehr dazu vor allem auf keinerenditemitdermiete.blogsport.de/

Am Samstag, den 28. 4. gehts dann mit Berlinska Dróha nach Potsdam in die Olga. Hierfür gibts bisher gar kein Plakat, und auf Inforiot und Rotes Potsdam stehts, wenn überhaupt, auch erst morgen. Macht aber alles nüscht, denn das wird locker durch einen längeren Artikel von Lars Grothe in der MAZ ersetzt. Über das Entstehen von Berlinska Dróha schreibt er zum Beispiel:

Paul trat auf im Oderbruch, 2007, er an der Geige, ein Freund am Kontrabass, zehn Kilometer vor Frankfurt (Oder). Sie spielten auf der kleinen Bühne eines Festivals, vor der sich plötzlich alle Leute drängten, weil der Strom ausfiel und auf den großen Bühnen all die elektrischen Gitarren mundtot in der Ecke standen. Kontrabass und Geige aber brauchen keinen Strom, so rückten sie ins Zentrum des Interesses. Paul stimmte ein „sorbisches Sauflied“ an, wie er es nennt, und Uta traf das wie der Schlag, „fernab der Heimat“ diese Melodie zu hören. Sie stimmte ein, sang kräftig mit, nach dem Auftritt hatte sie Paul angesprochen. Sie trafen sich beim ihm, er wohnt noch heute im Berliner Friedrichshain, in einem ehemals besetzten Haus. Sie improvisierten, spielten sorbische Lieder, es klappte. Und es klappt immer noch. Die beiden musizieren miteinander unter dem Namen Berlinska Dróha.


Ein wenig schade finde ich aber, daß Texte über sorbische Themen anscheinend nicht ohne „Heimat“, „heimatlich“ „Verwurzelung“ usw. auskommen, wovon wir uns mit „Ja njewěm“ ja eher abgrenzen. Schon der Name Berlinska Dróha (Berliner Straße) steht ja für etwas jenseits des Heimatgefühls, welches ich eher für eine Sackgasse halte. Zum Einen, weil es impliziert, dass die Minderheit das Althergebrachte gewissermassen als Rechtfertigung für ihre Existenz bräuchte. Andererseits, weil das Althergebrachte nicht unbedingt gut ist. Zum Teil ist es sogar so schlimm, daß ich es gern hinwegfegen würde – das Verhältnis des katholischen Klerus zu Homosexualität, Abtreibung und Kondomen etwa. Vielleicht ist das Althergebrachte aber auch gar nicht so wichtig für eine Zukunft, die eben auch in sorbischer Sprache geplant werden kann?
Warum sollte nicht auch auf sorbisch darüber geredet werden, wie der Naziaufmarsch am 1. Mai in Bautzen verhindert werden kann? Oder darüber, was nach dem kriselnden Kapitalismus kommen könnte? Anarchie? Sozialismus? Beides zusammen? Oder ist eher ein Rechtsruck wie in Ungarn zu befürchten? Was dagegen tun? Fragen über Fragen!*

Aber das nur am Rande, denn insgesamt habe ich mich über den Artikel gefreut und bin gespannt, was in der Olga passiert. Kommt jetzt ein ganz anderes Publikum als in den letzten Jahren? Findet jetzt die typische MAZ – Leser*in den Weg in Potsdams verrauchtes Szeneparadies oder bleibt alles beim Alten? Wir werden sehen.

Zum Schluss noch ein paar Vorankündigungen: Am 30. April spielen wir mit BD in Kiel beim „Tanz in den Mai“. Am 2. Mai spiele ich mal wieder solo in der KvU – diesmal zur Abwechslung Soli für Repressionskosten.. Und am 11. Mai im Vetomat. Auch wieder solo und auch soli – diemal für das Solikommitee für Angelika-Maria Konietzko. Mehr zu diesen Konzerten in den nächsten Tagen.

*leider ist mein Sorbisch so schlecht, dass ich solchen Diskussionen nicht folgen könnte, was sehr schade ist, denn ich würde gern mal in dieser schönen Sprache über solch komplizierte Dinge diskutieren, statt immer nur Bier zu bestellen und Kippen oder Feuer zu schnorren

2 comments

  1. keine sorge, es wird auch auf sorbisch darüber geredet. aber das kernproblem des medialen umgangs mit den sorben hast du schön herausgearbeitet: der immerwährende zwang, einen unterschied zwischen den „modernen deutschen“ und den „traditionsbewussten sorben“ heraufbeschwören zu müssen. leider ist es scheinbar erst das, was sorbische themen für die deutsche presse überhaupt interessant macht. gutes buch dazu: „das reine und das vermischte“.

  2. dass darüber geredet wird, weiß ich. manchmal verstehe ich sogar ein paar fetzen davon. ich brauchte das aber, um das problem plastisch zu machen. das buch hab ich recht kurz nachdem es erschienen ist gelesen. hat mir damals gezeigt, dass es auch etwas jenseits der tradition und des konservativen beharrens gibt. danach hab ich mich wieder für die sprache von wowka, dzedo und meiner bautzener verwandschaft interessiert, 2-3 sorbische lieder aus meiner kindheit wieder ausgegraben und z.b. auf diesem konzert bei küstrin geträllert. insofern ist elka tschernokoshewa nicht ganz unbeteiligt an berlinska droha.

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