Ostblock und Klassenkampf

11 Tage vor Tourbeginn höre ich zur Einstimmung schon mal schönsten polnischen 80er-Jahre-Punk. Den Samper hatte ich mal als Tape, das dann irgendwann von meinem schrottigen Kassettenrecorder zerschrotet wurde. Um so mehr freue ich mich, es auf Youtube gefunden zu haben, zumal es da auch ne Tracklist gibt, die ich auf meinem Tape nie hatte.

1. Armia — „Na ulice“
2. Armia — „Jestem drzewo, jestem ptak“
3. Armia — „Jeżeli…“
4. Dezerter — „Nas nie ma“
5. Dezerter — „Uległość“
6. Rejestracja — „Numer 1125″
7. Rejestracja — „Wszystko można otoczyć mgłą“
8. TZN Xenna — „Gazety mówią“
9. TZN Xenna — „Co za świat?“
10. Siekiera — „Ja stoję, ja tańczę, ja walczę“
11. Siekiera — „Ludzie wschodu“
12. Abaddon — „Wet za wet“
13. Abaddon — „Kto?“
14. Process — „Stroszek“

Ansonsten gibts auch noch andere interessante Sachen. Zwangsräumung Verhindern hat einen mitreißenden Soliaufruf für die KvU geschrieben. Beim Lesen des Textes steigen mir wilde Phantasien oder Hoffnungen (oder beides?) zu Kopf. Die KvU, ein berliner Gezi-Park? Warum eigentlich nicht?
Am 13. 7. gibts jedenfalls vor der Zionskirche eine Solikundgebung, wo dann tatsächlich Hasenscheiße spielen, die auf dem KvU-Unplugged krankheitsbedingt ausgefallen sind:

Es ist Zeit zu handeln! Finger weg von der KvU!
Kommt zur Kundgebung am 13.07.2013
Zionskirchplatz, Berlin-Mitte
von 17 – 22 Uhr

Die Situation der KvU (Kirche von Unten) wird nicht besser. Noch kann der Jugendtreff in der Kremmener Straße seine Türen für alle Interessierten öffnen. Doch der Räumungstitel für eines der ältesten Projekte in Mitte ist da. Das heißt Mitmachende, Freund_innen, Nutzer_innen, Sympathisant_innen, Alte, Junge, Punks und Spießer müssen voller Wut und Trauer auf den Gerichtsvollzieher warten. Einer politischen Lösung haben sich die Verantwortlichen aus Senat und Bezirk verweigert.

Wir, die Freund_innen und Nachbar_innen, wollen mit unserer Wut und Trauer in die Öffentlichkeit gehen. Wir werden an der Zionskirche, wo die KvU entstand, einen Aufruf zusammen mit alten und neuen Gefährt_innen des subkulturellen Projekts für den Erhalt in die Welt schreien.
Nicht nur die KVU ist bedroht, auch das Hausprojekt in der Linienstraße 206 und die Kulturkneipe BAIZ.
Für uns in Berlin-Mitte sind das Projekte, die das Wohnen in diesem Kiez überhaupt noch lebenswert machen. Wir haben schon lange genug von Luxussanierungen und Upper Class Shopping!

Luxussanierung ist kein Spaß!
Macht kaputt, was euch kaputt macht!

Es spielen Hasenscheiße (kurzweilig), The Lennons (Punk) und The Neofarius (Klezmer).

Ich bin da leider schon mit Berlinska Droha in Crostwitz/Chrósćicy, wo wir auf dem Internationalen Folklorefestival spielen. Auch ein interessantes Ereignis aber gaaaaanz anders. Macht nix, wird ein schönes Konzert. Nur eben schade, dass ich Hasenscheiße verpasse. Dann gehts über Proschim/Prožym und diverse Städte in Polen bis in die Ukraine und über Lublin und Warschau wieder zurück. Hoffentlich steht die KvU noch, wenn wir wieder da sind!

Ein anderes wichtiges und hoffentlich folgenreiches Ereignis findet schon diesen Samstag statt: Da findet die offizielle Gründungsveranstaltung der Sektion Hartz-IV-Komplex der Fau Berlin statt. Auch so ne Sache, bei der ich bestmögliches Gelingen wünsche, denn dem großen Sektor der Armutsverwaltung täte eine starke gewerkschaftliche Organisierung gut. Also: Erwerbslose Berlins! Kommt am 6. Juli 2013 um 18 Uhr ins FAU-Lokal! Organisiert Euch! Trinkt Sekt und schlagt den Kapitalismus kaputt!

Jetzt hab ich so viele Ausrufezeichen aneinandergereiht, das ich schon fast Angst bekomme. Der olle Tucholsky-Song, den ich jetzt noch mal einbinde, ändert daran jetzt auch nichts – auch er voller Pathos. Macht aber nüscht. Ton Steine Scherben haben ja auch mal mit ner Axt auf den Tisch gehauen.

Bürgerliche Wohltätigkeit (Tucholsky) by Geigerzaehler