Zurück in Berlin

Schöne kleine Tour mit den Kollegen von Dzieciuki aus Grodno in Belarus. Vier stimmungsvolle Konzerte und sehr tolle Kollegen. Ein bisschen schade war, dass die jeweiligen Sprachkenntnisse nicht ausgereicht haben um komplexere Diskussionen zu führen. Wäre wahrscheinlich für alle Seiten sehr spannend gewesen, auch und vielleicht grade weil wir durchaus unterschiedliche Sichtweisen auf die Ereignisse in der Ukraine haben. Verbinden die Grodnoer Kollegen damit vor allem Hoffnungen auf ein Ende der Lukaschenko-Diktatur und des Systems Putins (das aus ihrer Sicht Elemente von Faschismus und Stalinismus mit einer kapitalistischen Wirtschaftsweise verbindet – so hab ich sie jedenfalls verstanden), überwiegt bei mir der Schreck über die Stärke ukrainischer Nationalisten, die direkt an die ukrainische Version des europäischen Faschismus anknüpfen und das Misstrauen gegenüber deutschen, westeuropäischen und Nato – Interessen (was ja auch alles auf dubiose Weise mitspielt). Aber so ist das ja mit diesen Ereignissen: Jede_r betrachtet sie durch die Brille die er/sie sich aufgesetzt hat, betrachtet sie vor dem Hintergrund der eigenen Lebensumstände und der eigenen Geschichte. Und das wäre auch mit perfekten Sprachkenntnissen kompliziert.

In Baut­zen/Budyšin ist währenddessen der Reichenturm nicht umgefallen. Statt dessen gab es ganz ordentliche Proteste gegen den Aufmarsch von Nazis und Rassisten. Der „Laute Bautzner“ schreibt:

Gestern fand sie also statt, die lang angekündigte Demonstration gegen „Asylmissbrauch“ im Allgemeinen und gegen die Entstehung eines Flüchtlingsheims in Bautzen im Speziellen. Über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelten sich am späten Samstagnachmittag am Postplatz in Bautzen um auf dem anschließenden Marsch durch die Kreisstadt ihre diskriminierenden Parolen in den Oberlausitzer Abendhimmel zu rufen. Flankiert von mehr als 500 Polizisten, einem Hubschrauber, einer Reiter- und Motorradstaffel wurde der alters- und geschlechtermäßig gemischte Aufzug von zahlreichen Protestkundgebungen lautstark begleitet. Neben den vielen stationären Demokratieständen von Parteien und Gewerkschaften zog eine rund 120 Teilnehmer/innen starke Antira-/Antifa-Demo unter dem Motto „Veto – Gegen jeden Rassismus“ (initiiert vom Bündnis refugees welcome) vom Bahnhof zum Kornmarkt. Insgesamt positionierten sich demnach mehr als 1.000 Menschen gegen die menschenverachtenden Losungen der Asylgegner. Ein durchaus erfreulicher Tatbestand, lies doch Hagel, Schnee und Sturm ein wesentlich geringeres Interesse befürchten. [weiter]