Ich hab ja da am Sonnabend diese Ausstellung in der Galerie Fango in Chóśebuz mit meinen ollen Plakaten eröffnet. Schön wars mit Jakub, den ich auch ein bisschen begleitet habe.
Am Rande des Aufbaus hab ich mich ein wenig mit Leuten aus der Fango über mein Werk unterhalten:
Paul, stell dich uns mal vor. Wer bist du, woher kommst du, was machst du?
Ich bin 1978 in Budyšin (Bautzen) geboren, in Dresden, Riesa und Berlin aufgewachsen. In Berlin hab ich mich als Jugendlicher bald in die Punk und Hausbesetzerbewegung hineingeworfen, wo ich mich bald an der Organisation von Konzerten beteiligte, in Bands mitspielte und Fanzines schrieb, druckte und verteilte.
Außerdem organisierten wir Demos gegen drohende Räumungen, aber auch im Antifa-Kontext. Werbung für diese Veranstaltungen fand damals meist auf Papier statt. Nicht immer war jemand da, das professionell zu layouten und wenn keiner da war, bastelte ich die Sachen eben selber – mit Schere und Prittstift und am Lichttisch in der kleinen Offset – Druckerei in der wir die Sachen gegen Materialkosten selber drucken durften.Ebendiese Werbung zeigen wir hier. In den Neunzigern und frühen 2000dern wurde öfter plakatiert als heute. Warum?
Plakate waren ja das hauptsächliche Werkzeug, um bekannt zu machen, wenn man irgendetwas organisiert hat. Und ihre Distribution war ja auch ein wichtiger Organisierungsstrang in der Punksubkultur wie auch der linken bzw. anarchistischen Bewegung. Das Erste, was man da mit neuen Leuten zusammen gemacht hat, war halt Plakatieren. Oder Leuten nen Stapel Plakate in die Hand drücken und sie drum bitten, sich mal um Schöneberg oder Cottbus zu kümmern. Insofern waren die Plakate natürlich in erster Linie Mittel zum Zweck, Gebrauchsgegenstand. Das ist auch ein Grund, warum die frühen Plakate meist Offsetdrucke sind. Damit kann man ja relativ schnell mal 2000 Bogen durch die Einfarb-A3-Heidelberg leiern. Wenn man 2 Farben wollte, musste man halt zwischendurch putzen und umfärben. Das alles gibt’s noch, hat aber durchs Netz stark an Bedeutung verloren. Da kommt dann der Siebdruck ins Spiel: Weniger aber schöner!
Dein Plakatherstellungsprozess unterscheidet sich ein wenig vom Allgemeingebräuchlichem. Wie stellst du Plakate her?
Im Grunde so, wie das vor der Digitalisierung gemacht lief. Man hat halt nen Film und den montiert man dann am Lichttisch. Entweder nen Professionellen für Sachen die sehr genau sein sollen oder eben Transparentpapier oder eingeöltes Kopierpapier. Damit belichtet man dann Druckplatten oder Siebe. Jede Farbe einzeln. Ich selber mag das ja sehr, dieses Händische dabei. Beim Druck selbst entscheiden zu können, welche Farbe ich nehme, ob ich nen Irisdruck mache (einen Farbverlauf in der Maschine bzw. dem Sieb), was für ein Sieb ich nehme, was für eine Farbsorte beim Siebdruck… Das alles macht ja was mit dem Ergebnis). In den 90er Jahren bemühten sich die linken Gruppen in Berlin aber eher von dem unprofessionell wirkenden Schnippsellayout wegzukommen und professionell am Rechner erstellte Plakate zu machen und damit ein breiteres Publikum anzusprechen, was im Grunde ja auch ne sinnvolle Sache war. Für meine eigenen Sachen hab ich mich aber für nen anderen Weg entschieden. Nämlich dafür, das Handgemachte regelrecht zu betonen und mit den Fehlern zu arbeiten. Deshalb sind meine Plakate auch eher für die Soliparty und nicht für die Demo gebastelt und gedruckt worden.
Welche Rolle spielt die Kunst in dem Prozess?
Kunst, Kunst… existiert das wirklich? Und wenn ja, was ist das überhaupt? Aber das sprengt vielleicht den Rahmen und wenn wir versuchen wollten, das auszudiskutieren säßen wir übermorgen noch hier und müssten die Ausstellungseröffnung verschieben… Da is vielleicht, dass ich versucht habe, die Dinge meinen ästhetischen Maßstäben entsprechend zu gestalten. Dass ich Spaß an der Montage und dabei an der Dekontextualisierung von Bildern hatte und habe. Die Bedeutungs- und Zuordnungsverschiebungen dabei. Die dann entstehenden Irritationen. Da ist der spielerische Umgang mit dem Papier, der Farbe, dem Druckprozess. Vielleicht ist das Kunst. Vielleicht auch einfach Punk? Das ist ein bisschen wie bei meiner Musik. Da weiß ich das auch nicht. Aber das Nichtwissen ist auch ganz gut. Ich glaube durch den Druck unbedingt Kunst produzieren zu müssen, werden die Sachen nicht unbedingt besser. Eher wenn man was zu sagen hat und nach Ausdruck sucht.
Geht vorbei und schauts euch an. Bis kurz vor Pfingsten hängt noch alles. Auf der Finisage am 16. 5. gibts ne Auktion für einen guten Zweck!
Presse gibt es auch schon: Ein gedrucktes Artikelchen im Nowy Casnik auf Niedersorbisch (wie es sich für Chóśebuz gehört 🙂
Last but not least: 1000 Dank an Dreigroschendruck und Oliver Nerlich Siebdruck! Und natürlich: DANKE FANGO!