Ermordung der Vorwärts-Parlamentäre am 11. Januar 1919 in der Garde-Dragoner-Kaserne am Mehringdamm
„Mein Mann wurde auch als Gefangener zur Garde-Dragonerkaserne gebracht und dort ist er ein Opfer der Soldateska geworden. […] Der Tod durch Erschießen wäre ein milder gewesen, doch die Verletzungen meines Gatten sind derartig, daß von Erschießen keine Rede sein kann. Um Sie zu überzeugen muß ich genaueres folgen lassen. Mein Mann hat nur einen Schuß in der oberen linken Seite, dann in der Brust eine breite Schnittwunde […] dann in der linken Halsseite eine große Wunde und zuletzt ist die linke untere Gesichtshälfte eingeschlagen, so daß auch fast das Ohr ab ist. […] Nur nebenbei will ich noch bemerken, daß man den Toten noch obendrein vollständig ausgeplündert hat“.
Klara Möller über die Ermordung ihres Mannes Werner Möller
Am Morgen des 11. Januar 1919 nahm das unter dem Oberbefehl des SPD-Bluthunds Gustav Noske stehende Freikorps „Regiment Potsdam“ das im Zuge des Januaraufstandes besetzte Vorwärts-Gebäude in der Lindenstraße stundenlang unter schweren Beschuss. Als die Besetzer*innen sahen, dass ihre Lage aussichtslos wurde, entsandten sie fünf Parlamentäre, die die Übergabe verhandeln sollten. Diese fünf sowie zwei Kuriere wurden sofort gefangengenommen und zur Garde-Dragoner-Kaserne gebracht. Auf dem Weg dorthin wurden die Gefangenen schwer misshandelt und schließlich auf dem Hof der Kaserne brutal ermordet. Nach der Übergabe des Vorwärts-Gebäudes wurden die fast 300 Besetzer*innen ebenfalls zur Kaserne gebracht und entgingen nur knapp ihrer Liquidierung.
Die Ermordung der Vorwärts-Parlamentäre am 11.1.1919 durch die von Ebert und Noske geleitete Konterrevolution war nur der Auftakt für die systematische Ermordung von tausenden in den folgenden Monaten – darunter bereits am 15. Januar 1919 Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.
Wir fordern deshalb einen Geschichts- und Gedenkort auf dem „Dragoner-Areal“(Möller-Schöttler-Areal) – für den Januaraufstand in Berlin, für die Vorwärts-Besetzer*innen und ihre von der Konterrevolution ermordeten Parlamentäre.
Wir wollen aber nicht nur den revolutionären Aktionen und ihren Opfern gedenken, sondern auch überlegen, welche ihrer Hoffnungen und Ziele bis heute nicht verwirklicht wurden – und was davon für unsere Praxis, unseren Kampf und unsere Ziele von Bedeutung ist.
Beiträge – Gedenkgang zum „Dragoner-Areal“ – Diskussion
Treffpunkt und Auftakt:
Freitag, 11.1.2018, um 17 Uhr im Cafe MaDame, Mehringplatz 10
[da spiele ich dann auch mal ein paar Songs]
Anschließend Gedenkgang zum Ort der Ermordung auf dem „Dragoner-Areal“ und um
19 Uhr Beiträge und Diskussion in der besetzten Großbeerenstr. 17 a
Ini Geschichtslandschaft Revolution und Konterrevolution 1918/19 in Berlin
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