Oh mein Gott! (Wenn ich sowas ausrufe, ohne gläubig zu sein, muss es wirklich schlimm um mich stehen). Ich hab heute für eine kleine Glosse in einem randständigen Blatt ein wenig herumgegoogelt! Und was hab ich gesehen? Stalinisten! Oh mein Gott im Himmel, in der Hölle und nirgendwo! Was für eine ekelhafte Scheiße!
Ich bin immer wieder überrascht, was das Gruselkabinett der Stechschrittkommunisten so zu bieten hat und weil es so schön ist, stelle ich gleich mal was vor. Da ist zum Beispiel die „Kommunistische Initiative“, die Assad und Ghadafi voll super findet. Einer von ihnen läuft gar mit einer grünen Fahne auf der LL“L“-Demo herum und wird stolz in einem Video präsentiert. Toll ist auch die „DDR – Konferenz“ dieser Vereinigung, wo ich gern Mäuschen gespielt hätte, denn leider schreiben sie nicht viel. Aber was sie schreiben reicht schon:
Die Konferenz war ein großer Erfolg! Zu ihrem 60. Geburtstag wurde die DDR als die größte Errungenschaft der deutschen Arbeiterklasse gewürdigt.
Schick was? Da passt der Videonachruf auf Kim Jong Il ausgezeichnet dazu. Ein anderes Video von 2010 zeigt „Junge Kommunisten“ bei der mittlerweile fast traditionellen Schändung des Gedenksteins für die Opfer des Stalinismus beim Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Daß es in der stalinistischen Sowjetunion eine Abweichung mit dem schönen Namen „Luxemburgismus“ gab, wegen der KommunistInnen erschossen wurden, ficht diese Leute nicht an. Ihr größter Traum scheint zu sein, endlich selbst Liquidieren zu dürfen.
Richtig fassungslos hat mich übrigens dieses Video über Trotzki gemacht. So blütenreinen Stalinismus hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Darin diese antisemitischen Untertöne – fast hätte ich auf meinen Bildschirm gebrochen! Ich hab es auch nicht geschafft, es zuende zu schauen, so sehr hab ich mich geekelt.
Und dafür muss ich Trotzki, der die Matrosen von Kronstadt „wie die Rebhühner“ erschiessen ließ und zusammen mit Lenin die Grundlagen des Stalinismus überhaupt erst geschaffen hat, noch nicht einmal mögen.
Uuuuaaaaaarrrrrrrrrrrrrrgh!
Warum ich mir soetwas antue in diesen Zeiten?
In Zeiten, in denen diese Arschgesichter zum Glück weit davon entfernt sind, mich im Lubjanka – Keller zu erschießen, was mir einer von ihnen schon mal mündlich angedroht hat, gibts ja dringendere Sachen.
Zum Beispiel endlich über Ländergrenzen hinweg Anworten auf die Krise zu finden. Oder der Sächsischen Demokratie, wo penetrant von „Extremisten von Links und Rechts“ die Rede ist, entgegenzutreten.
Und ist es nicht Wasser auf die Mühlen all dieser konservativen TotalitarismustheoretikerInnen und eine gefährliche Spaltung der Linken, wenn Stalinisten gebasht werden?
Im Gegenteil: Eine Bewegung, die sich die Emanzipation, den Klassenkampf und die Sozialisierung der Produktionsmittel auf die Fahnen schreibt, ist gradezu verpflichtet, sich glaubwürdig und ernsthaft mit den alptraumhaften „Sozialismusversuchen“ und den kaum fassbaren Verbrechen stalinistischer Regimes auseinanderzusetzen. Nicht um den konservativen TotalitarismustheoretikerInnen einen Gefallen zu tun, sondern um emanzipatorische Alternativen zum Kapitalismus überhaupt wieder faßbar zu machen.
Siehe auch: Nein, Nein, das ist nicht der Kommunismus und Dies und Das IV
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