Die Priester des Marktes

Während die Banken implodieren, stehen die Priester des Marktes da und reiben sich die Augen. Wer hat denn nun die dummen Illusionen? Sie oder wir? Haben sie selber geglaubt, was sie sagten?
Jetzt nehmen sie, die Priester des Marktes die Kohle vom Staat und zucken mit den Schultern. Wer glaubt noch an ihre Religion?
Der Markt ist überall. Jeden Tag unseres Lebens müssen wir verkaufen. Und während unser Preis sank, verkauften sie unsere Wohnungen, die Wasserwerke, die Eisenbahn, die Krankenhäuser…
Sie sagten, das sei nur zu unserem Wohle!

Dankeschön. Dankeschön. DANKESCHÖN!

Die Priester des Marktes werdens schon schaukeln. Sie haben gut verdient und irgendetwas wird ihnen bleiben.
Zumindest ein Haus. Oder auch zwei. Vielleicht auch sieben. Ein ganzes Stadtviertel?
Zwar nur noch halb soviel wert… aber immerhin! Und irgendwer wird Miete zahlen.

Doch die Priester des Marktes haben ein Problem. Wenn der Glauben schwindet, schwindet auch ihre Macht!

Priester des Marktes (Berlinska Droha) by Geigerzaehler

Ein Lied, das wir nicht mehr spielen und das während der ersten Bankenkrise entstanden ist. Von Tosen im Keller der leeren KvU aufgenommen und für mich der Highlight dieser Aufnahmesession. Auch weil das Lied damals weitgehend improvisiert war und vielleicht grade deshalb eine spannende Version herausgekommen ist. Die jetzige, sich verschärfende Krise ist ein guter Moment, die Aufnahme aus der Versenkung zu holen.
Die neoliberalen Ideologen nehmen sich wahrscheinlich selbst nicht mehr ernst. Dennoch läuft alles weiter nach dem Muster, das die „Priester des Marktes“ gelehrt haben. Und alle wissen, daß es nur schiefgehen kann. Daß die Krise zwar verdrängt und weiter geschoben wird, aber keinesfalls beendet ist. Und eine Zeit kommt, in der alles in Frage steht.
Was heißt hier übrigens schiefgehen? Kann es uns nicht recht sein – als Revolutionäre, AntikapitalistInnen, AnarchistInnen – wenn alles den Bach heruntergeht? Was bauen wir auf den Trümmern des Alten auf? Werden wir überhaupt eine Chance haben und sind wir in der Lage sie zu ergeifen? Was, wenn nicht?

Fragen über Fragen.

Oder weniger grübeln? Vielleicht erstmal solidarisch mit den Arbeitskämpfen und Protesten in Spanien sein. Wäre so ein Anfang, ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.