KAPUTT und die Hoffnung

Hier ist mein neues Album. Hört mal rein!

Wenn ihr das physische Album haben wollt, könnt ihr es via broken silence bestellen.

Lest auch die Gebrauchsanweisung und die Danksagung. Und hört die Remixe von Knytl darunter:

Gebrauchsanweisung

TTUPAK! Auf dem Zeitstrahl zurück in die 90er. Da gab es noch lupenreine Demokraten aber sonst war auch nicht alles besser. Eher KAPUTT! Aber ich bin gar nicht dort. Ich schaue nur zurück auf diesen verletzten Jungen, verwirrt und auf der Suche nach Halt. Und doch voll Hoffnung. Komisch. Unglaubwürdig fast. Ich öffne die Augen. Verdammt, das Heute! Es ist ein wenig wie in diesen Träumen damals. Ich falle von einem Hochhaus in Hohenschönhausen, Lichtenhagen oder Gesundbrunnen – jenem in Budyšin (vorbei an den Geranien von Wowka und Dźěd). Bis hierhin ging es noch gut, werden sie später in diesem französischen Film sagen. An mir vorbei ziehen Fenster. Manchmal schaffe ich es fast mich festzuhalten. Meine Hände krallen, schmerzen. In diesen Momenten erhasche ich Blicke auf die Gegenwart. Ich sehe DER GESELLSCHAFT FÜR DEUTSCHE SPRACHE ins Fenster, Spucke vor Ärger ein paar Sternchen an die Scheibe und rufe ungehobelte Schimpfworte in die Nachbarschaft. Niemand hört mich. Wie auch. Alles versinkt im postmodernen Allerlei. Ich mitten drin. Fallen. Fenster. Kerzenlicht. Rotwein. Ein bärtiger 45jähriger mit Rollkragenpullover deklamiert ein NONSENSEGEDICHT. Das hält mich nicht auf. Ein Stockwerk darunter erneut etwas Hoffnung auf Halt und FREIHEIT, GLEICHHEIT, GESCHWISTERLICHKEIT! Anachronistische Gedanken aus einer anderen Zeit? DIE LASTER VON DB SCHENKER fahren jedenfalls in eine andere Richtung. Wer im Weg sitzt ist selber schuld. Anderswo wird gestorben – zügig und professionell. Ein paar 100000 TOTE SPÄTER dreht die Welt blutig ihre Runden. Das Ende der Geschichte ist längst vorbei. Trotzdem sind alle auf dem gleichen KARUSSELL gefangen. Die einen festgeschnallt auf den Sitzen, andere an den Ketten. Und wer sich nicht halten kann? Fällt aus dem Kreis, von dessen Ende niemand mehr eine Vorstellung hat. Fällt ins Nichts und wird mit Glück ein MELANCHOLISCHER EINRICHTUNGSGEGENSTAND. Da kann Gundi auch nichts machen. Ist längst im Restloch versunken. Weiter geht es, tiefer. Bis hierher ging es noch gut! Abgründe, der Hoffnung entsprungen, jede Hoffnung verschlingend. Im Keller der Lubjanka, die Hoffenden den Kopf voll Blei! BLOCHIN! Friedhofsruhe im Schatten der Mauer. Dunkelheit. Nichts!

ES GIBT KEINE GUTEN! Aber so lange es Menschen gibt, bleibt etwas Hoffnung! Ein REVOLUTIONÄRES STOSSGEBET! Suchend schaue ich mich um: WARTEN AUF WAS? Da holt die Wirklichkeit mich ein. Sie ist blutbefleckt und so kaputt, wie ich es damals nicht zu träumen gewagt hätte. Jedoch: Wirklich sind auch die Schlangen an den Grenzen. Jedes Auto ein Stück Hoffnung. Wirklich auch die abgebrannten Wehrkreisbüros. Was, wenn die Verweigerung Gestalt annimmt?

WIRKLICHKEIT?

Als ob nicht alles beschissen genug ist, will mir derweil der widerlichste Teil der westdeutschen Oberschicht die Vergangenheit erklären. Am WENDEPUNKT NULL verkaufen sie verdrehte Phrasen als heißen Scheiß und Modell für die Zukunft. Sie wissen nichts von den Träumen, nichts von Freiheit, Befreiung. Ein Sozialismus der des Namens wert ist geht über ihre Vorstellungskraft. Sie kennen nur Kapital und Nationalismus, Selbstüberhöhung und die Erniedrigung anderer. Ihre ganze Hoffnung – eine Dystopie!

Ich stehe auf. Versuche Alpträume und Träume, Utopien und Wirklichkeiten zu ordnen. Eine Zukunft ist ohne Reflektion des Scheiterns nicht zu haben. Dieses Album ist jedoch nicht zum Liegenbleiben gedacht. Vielleicht könnte es ein Soundtrack der gemeinsamen Suche sein. Der Suche nach Hoffnung, der Suche nach Wegen. Das wäre viel!

Die Begleitmusik zum gemeinsamen Laufen würde ich dann im nächsten Album schreiben. Versprochen!

Knytl hat 2 schöne Remixe zum Album gebastelt. Dźakuju so!

Beiteiligte:

Aufnahmen, Mischung, Mastering: Smail Shock
Kontrabass, Klavier: Hans (Popstar aus 14806 “Bad” Belzig)
Waschbrett, Trommeln, & Backing Vocals: Sahara B
Klavier: Penny Crémant aka Kiki
Digitale Einbindung des analogen Layouts: Stefan Hanuš
Korrektur: Nina Schelling
Label: Heiko Werning
Rest: (Quinton, Oktavgeige, Texte, Gesang & Layout): Paul Geigerzähler

Danksagung:

Wo anfangen? Im Allgemeinen oder im Speziellen? Von klein nach groß oder vom Vogel zum Frosch? Dazwischen? Es gibt viele gute Gründe, Menschen dankbar zu sein. Im Bezug auf das Album danke ich Smail für die Geduld, sein gutes Gefühl für den richtigen Take und vor allem für den wundervollen analogen Mix. Sahara und Hanz danke ich für die Bereitschaft zu Proben und einen ganzen Tag mit mir im Studio zu verbringen. Kiki für das Klavier im düstersten Song des Albums. Gemeinsam mit Marius und Robert danke ich ihr auch für den kraftvollen Backgroundgesang bei Wendepunkt Null (zusammen sind sie die AttitüdenPlattitüden – Band und machen überhaupt ganz viele tolle Sachen!). Ich danke Maja für die Möglichkeit im hintersten Mittelsachsen in Ruhe üben und am Cover basteln zu können und Nina, die noch mal draufschaut, damit ihr nicht ständig an falscher Grammatik und Tippfehlern hängenbleibt. Ich freue mich sehr, dass Heiko Werning, die CD kurzfristig und unbürokratisch mit seinem Label Reptiphon (es ist schon ein erhebendes Gefühl mit Barbara Thalheim und Andre Herzberg den Tonkonzern zu teilen 🙂 herausbringt. Dźakuju so! Darüber hinaus möchte ich alle herzlich umarmen, die in den letzten Jahren Leben und Musik mit mir geteilt haben. Dank Euch ist es im Alltag nicht so düster wie in manchen meiner Lieder!

Sachsen, 16. 01. 2024

Zum Schluss… Auf Soundcloud steht ein alternativer Mixdown.

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