Tšny casa (von Zeitstrahlen & Subsorbinnen)

Den Zeitstrahl gibts auch auf niedersorbisch bzw. wendisch. Übersetzt wurde es von Gregor Kliem, gesungen von Renadde. Die Beats stammen von Nick Ronin, der das Ganze im Rahmen der sorbisch-walisischen Freundschaft auch aufgenommen hat. Aber lauschen wir doch erstmal den schönen niedersorbischen Zeilen und erfreuen uns dabei an Gregors Übersetzung:

Tšny casa złamane su
Tšny casa su do kusow
Wót casa tšnow wušej nic njejo
Wše chyśone do wótsypkow

Ga njejsu pśec komunizm lubili nam
kenž lichotosć, glucnosć wobraźi sam a
źěło ak póžědaš, wónoźeš, drje,
We tej dobrej,
Tej nowej dobje

Tšny casa złamane su
Tšny casa se wobrośiju
Su zacrěli se tudy a nět
Ale źo gluku zlubili su?
Pratowarišnosć, pón šklobojstwo
A tak wjasołe smy
Dawno mimo to jo
Pótom pśez feudalizm a kapitalizm
pó socializmje raz
Komunizm
Rano ryby łojś, wjacor lazowaś, jo!
Ach, njeby se wšo hynac … natšojło

Tšny casa złamane su
Tšny casa se wustarkaju
Tej šuli su gronili Erich-Weinert
Casa tšuny wšak … malsnje wuzamknu
Casa tšuny wšak
Malsnje wuzamknu
Wuzamknu, wuzamknu, wuzamknu….

Warum ich die schöne Version dieses für mich sehr wichtigen Liedes gerade jetzt ans Licht zerre? Deshalb:

Als Efa Supertramp und Paul Geigerzähler im Frühjahr 2019 gemeinsam durch Wales tourten, wusste noch niemand nichts von irgendwas. Corona war ein Bier und die sorbisch-walisische Freundschaft eine von vielen Ideen, die bei einer Fahrt im Regen durch walisische Berg und Küstenlandschaften ausgesponnen und in der Regel vergessen werden. Hier war es anders: Im Wakuum der Cononazeit, zwischen den Leerstellen progressiver Kultur im Kontext der Minderheiten entwickelte sie ein Eigenleben und zog Kreise in beiden kleinen Welten. Drei Jahre später – im Mai 2022 fanden sich Musiker*innen im Umkreis beider Minderheiten in Chóśebus/Cottbus zusammen und nahmen innerhalb einer Woche ein Album mit 16 Liedern in 5 Sprachen (Walisisch, Niedersorbisch, Obersorbisch, Deutsch und Englisch) auf. Musikalisch sehr divers und doch voller roter und schwarzer Fäden, entstand eine ganz neue Mischung, die nun erstmals veröffentlicht wird.

Das war die Ankündigung der gemeinsamen Tour von walisischen und sorbischen Musiker_innen (bzw. welchen aus den Kontexten) durch die Lausitz und Berlin, der mit etwas Abstand eine einwöchige Aufnahmesession in Cottbus/Chóśebuz vorgangegangen war. In der kommenden Woche machen wir gemeinsam mit dem Kolektiw Wakuum die zweite Auflage dieses interessanten Projektes. Ein Sprung ins Unbekannte. Mal sehen was herauskommt. Das war vor zwei Jahren auch so und das Ergebnis lässt sich immer noch hören, finde ich:

Die Stimmung bei den Aufnahmen haben Efa und Nick (also Chwalaw) auf ihrem Blog wunderbar festgehalten:

[…]The track had a great energy and some powerful rhythms – they only took three takes before deciding on one. Then I printed them out the music sheets for ‘Calon Lan’ to see if they could make a rendition of it with their instruments, they performed it quickly and within a few takes again, and Paul decided he would write Sorbian lyrics with Sophia’s help and they created a cheesy and ridiculous anthem about the friendship between Sorbs and the Welsh (saying we had new traditions created every breakfast time, and that the friendship was 10,000 years old! Very silly!). Then the double bass player added some jams to the song I made on the first day, Paul got the accordion player to add something on to one of his tracks, and Nick got the nyckelharpa and accordion added onto one of his dark gothy song sketches. They were playing a children’s song in a minor key, and it sounded DARK and AWESOME! They were such competent musicians and it was great to have them on board and open to creating stuff in our experimental space. Towards the end of the afternoon they had to leave. The Sorbs were busy practicing the new ‘Welsh/Sorbian anthem’ in the garden while the people from the house project we’ve been working in made a BBQ for us all. It was nice to meet the people running the space, and get to know how they organised things.[…]

Am Freitag, dem 16. 5. zeigen wir der Welt dann schon mal ein bisschen von dem was entstanden ist und spielen auf dem SubSorb in der Kulturfabrik in Wojerecy/Hoyerswerda.

Der gute alte Zeitstrahl unterdessen wird vollends durcheinandergeraten bei so vielen Sprachen und Verwirrungungen. Das ist aber vielleicht auch gut! Womöglich fällt er dann auch vom Kopf auf die Füße? Oder setzt sich ganz neu zusammen?

Wie dem auch sei. Bis denne – hač pon!

Ps.: Zu Hoyerswerda/Wojerecy: Das Städtchen mit dem schlechten Ruf (aus Gründen!) ist auch deshalb eine Reise wert, weil nirgendwo die blühenden Landschaften plastischer besichtigt werden können (wo gestern noch Hochhäuser standen, sind heute blühende Wiesen). Gleichzeitig – wer hätte das gedacht – der Originalschauplatz von “Kinder von Hoy” (sehr lesenswert!). Zum schlechten Ruf empfehle ich diese Dokumentation u.A. erstellt von der verdienstvollen Initiative Pogrom 91.

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